Oft waren sie nah dran, immer hatte es am Ende nicht zum Sieg gereicht. Dänische Teams waren bis zum Turnier „Flagging New Year III“ in Glasgow das Kryptonit der Wanderers. Im Finale platze nun endlich der Knoten als die Walldorfer in einem Thriller das Team der SGD Flag Football aus Kopenhagen hauchdünn mit einem Punkt im Shootout der Verlängerung schlugen. Damit starten die Wanderers mit einem Paukenschlag in das Jahr 2018 nachdem sie sich im vergangenen Jahr noch den englischen Bakerstreet Buttonhookers im Finale in Glasgow geschlagen geben mussten. Die Walldorfer haben 2018 noch viel vor: Im April geht es zum Sportmonda Bowl in Kopenhagen und die DFFL startet, im Juni steht der bereits ausgebuchte BIG BOWL XII an, im September ist DFFL-Finale und im Oktober Champions Bowl bei Barcelona sowie Pink Bowl in Den Haag.
Die Ausgangslage
Während der Wintermonate konnten sich die Wanderers noch einmal personell verstärken. Mit Center/Receiver Michi Bell und Safety Jerry Saxon stießen zwei Nationalspieler zum Team. Außerdem schloss sich mit Andi Hill ein talentierter Receiver der orangefarbenen Truppe an. Auf dem Papier sollte einem Anlauf auf den Turniersieg in Glasgow also nichts im Wege stehen. Wären da nicht die Zweifler: Bei der live übertragenen Gruppenauslosung hatten die Moderatoren die Walldorfer Verteidigung als Schwachstelle des Teams ausgemacht. Es blieb also abzuwarten wie die frisch verstärkte Mannschaft auf den ersten Härtetest reagieren würde. Premiere bei den Herren feierten auch die neuen Trikots, nachdem die Damen den Dress bereits in der vorangegangenen Woche in Bad Homburg ausprobiert hatten. Neben dem Wanderers-Emblem schmückt auch das Logo von MyFlagFootball die Brust der Walldorfer.
Das Ergebnis
Turniersieg vor voll besetzten Rängen im Toryglen Regional Football Center. Der Weg dorthin verlief trotz acht Siegen, einem Unentschieden und keiner Niederlage nicht immer geradlinig. „Gerade am Ende des ersten Tages gegen die Glasgow Hornets und am Anfang des zweiten Tages gegen Utrecht haben wir uns das Leben durch individuelle Fehler und Unkonzentriertheiten unnötig schwer gemacht“, resümierte Coach Carsten. Trotz aller Unkenrufe vor dem Turnier konnte die Walldorfer Verteidigung insgesamt überzeugen. Schwächeren Spielen wie gegen Utrecht (32:22) ließ sie überzeugende Partien wie im Viertelfinale gegen die Spartans (27:6) folgen. Ihre beste Leistung zeigte die Defense dann im Finale gegen die Dänen. Besonders in der ersten Halbzeit kamen die Skandinavier ins Schwitzen und hatten Mühe den Ball zu bewegen. Die Kröning war in dieser Phase eine Interception von Jerry Saxon bei einem tiefen Pass. Bereits vor der Partie hatte Saxon glänzen können: Wie der Sheldon Cooper des Flagfootball hatte er die dänische Offensive per Video genau analysiert und konnte seine Erkenntnisse auf mehreren Charts an seine Teamkollegen weitergeben.
Spielzug des Turniers
Finale gegen SGD. Shootout in der Verlängerung. Abwechselnd versuchten beide Teams einen Pass von der Fünf-Yard-Linie in die Endzone anzubringen. SGD startete, Walldorf durfte antworten. Solange bis ein Team traf, das andere aber nicht. Die Dänen hatten gerade ihren ersten Versuch vergeben als Center Matthias „Matze“ Bieniek fragte: „Was machen wir?“ Quarterback Benjamin Klevers einfache Antwort: „Das was wir immer machen!“ Gesagt, getan: Innerhalb von Sekundenbruchteilen schoss Bieniek nach dem Snap in Richtung vorderer linker Pylone. Bevor der Verteidiger reagieren konnte, schlug bereits der Ball wie ein Geschoss zwischen Händen und Bauch von Walldorf Nummer 55 ein. Taumelnd hielt Bieniek das Leder fest als der Verteidiger noch vergeblich versuchte, das Ei wieder herauszureißen. Ballgame.
Allstars und Rückkehrer
Kein Wanderers-Turnierbericht ist ohne die Klever-Achenbach-Connection komplett. Auch in Glasgow ließen die beiden ihre Verteidiger mal hilflos, mal verzweifelt aussehen. Zurecht fanden sie sich am Ende im Allstar-Team des Turniers wieder. Besonders auf den tiefen Routen war Achenbach kaum zu verteidigen. „Ich geh schon mal in Richtung Endzone“, sagte ein Referee bevor überhaupt ein Spielzug der Wanderers im Viertelfinale gespielt war. Alle wissen was kommt, kaum einer kann es aufhalten. Seinen Ruf in Schottland wieder herstellen konnte in der Defense Nummer 59 Vasili Kartselos. Musste sich der Safety im vergangenen Jahr noch Zwischenrufe wie „Number 59 is rubbish“ anhören, spielte er diesmal ein stabiles Turnier. In der Offense kommt Receiver Chris Hippmann nach seiner schweren Knieverletzung im Jahr 2016 immer besser in Form und steuerte einige First Downs bei. Auch Cornerback Andreas Schneider arbeitet sich nach seiner Fingerverletzung zurück in die Rotation in der Verteidigung.
Aufreger des Turniers
Feueralarm! In der Nacht von Samstag auf Sonntag wurden Wanderers von einer schrillen Sirene aus den Träumen gerissen. Leicht benommen torkelten das Team vor das Hostel in der Glasgower Innenstadt. Bereits nach fünf Minuten gab es Entwarnung durch das Hostel-Personal und alle konnten zurück ins Bett. Nach Angaben der Hostel-Crew war es wohl in einem Zimmer beim Duschen zu heiß geworden. Die Wanderers hoben sich ihr Feuer lieber für den zweiten Turniertag auf.
Ausblick