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Photo Credit: Martin Andersen

Kopenhagen lautete das nächste Ziel auf der Wanderers-Europa-Tournee 2018. Beim Sportmonda Bowl in Dänemarks Hauptstadt stellte sich der amtierende deutsche Champ so vielen dänischen Teams wie noch nie bei einem einzigen Turnier. Nach einem katastrophalen Start kamen die Walldorfer stark zurück und beendeten den ersten Tag mit weißer Weste, auch wenn diese zwischendurch in der Reinigung war. Denn die Auftaktniederlage gegen die dänischen Darkhill Devils wurde später annulliert, da das Team verletzungsbedingt aus dem Turnier ausschied. Im Vorrundenspiel gegen die Allerod Armadillos kam dann doch noch eine Niederlage auf das Negativkonto. Platz 2 war den Wanderers nach der Vorrunde aber nicht mehr zu nehmen. Im Halbfinale besiegte man dann die Copenhagen Barbarians, die 2017 das Turnier gewannen. Im Finale gab es gegen die Armadillos zwar eine deutliche Steigerung im Vergleich zur Begegnung in der Vorrunde, aber zum Sieg reichte es nicht. Bei der Siegerehrung gab es am Ende trotzdem von den dänischen Teams für die beachtliche Leistung der einzigen deutschen Mannschaft anerkennenden Applaus. #dänenklatschen

Spielverderber des Turniers

Der Wind. Nah an der See gelegen verfügt Kopenhagen bisweilen über recht viel davon. Dies bekamen besonders Quarterback Benjamin Klevers hohen Pässe zu spüren. Die sonst so präzisen Anspiele auf Post-Corner-Fan Fabian Achenbach hatten durch die steife Brise teilweise mehr Streuung als eine Schrotflinte. Vom Spielverderber zum Arschloch wurde der Wind dann am Ende des ersten Spiels: Die Niederlage der Wanderers war bereits besiegelt als ein Böe den mitgebrachten Pavillon der Walldorfer drohte wegzuwehen. Geistesgegenwärtig eilte Klever herbei, um die Überdachung zu retten. Dabei knickte er unglücklich auf einer Sporttasche um und verletzte sich das bereits lädierte Knie. Zwar konnte er danach das Turnier beendet, seine Mobilität war jedoch sehr eingeschränkt. Das bekam die Offensive der Wanderers besonders in den Playoffspielen zu spüren, wo es Klever kaum möglich war, die Blitzer auszutanzen.

Comeback der Vorrunde

Nach dem miserablen ersten Auftritt fühlte sich die ganze Vorrunde wie ein Comeback an. Aber die Partie gegen die Gastgeber der Valby Royals gewinnt hier den Preis. Denn auch an Tag 2 lief anfangs für die Wanderers nichts zusammen. Folgerichtig lag man 19-0 nach der ersten Hälfte zurück. Dann fand die Offense doch noch ihr Mojo und schenkte den Dänen den ersten Touchdown ein. Davon inspiriert entschied die Defense, fortan keine Punkte mehr zuzulassen. Bei nachlassendem Wind flogen dann auch wieder die tiefen Bomben passgenau in Achenbachs Lauf, der unter diesen Bedingungen kaum zu verteidigen ist. So verwandelten die Walldorfer das 19-0 in einen 19-21-Endstand.

Man amongst boys: Heiko Krämer bei der Arbeit. Photo Credit: Jonas Hedegaard

Größte Dejavu-Gefahr

Eindeutig für SGD Kopenhagen. Sie waren sich sicher, dass ihre Niederlage im Finale beim Turnier Flagging New Year in Glasgow im Januar nur eine Eintagsfliege war. Schließlich hatten sie damals ihren Quarterback nicht dabei und hatten auch sonst eigentlich einen schlechten Tag und die Sonne stand tief. Diesmal würde es sicher wieder gehen wie das Brötchenbacken. Doch erneut glühte das Danish Dynamite eher auf Sparflamme. Zwar teilten sie kräftig aus und knallten den Wanderers 27 Punkte vor den Latz. Das gleiche gelang aber Benjamin Klever und seiner Offense. Besonders Receiver und Rob-Gronkowski-Double Heiko Krämer überschattete die SGD-Verteidiger mehrfach in der Endzone. Wenn sie ihn mal gedeckt hatten, vergaßen sie glatt Marian „Finsterwalder“ Becker auf einer tiefen Route. Als er sich in der Endzone dann das Bandana richtete, hatten sie ihn wieder eingeholt. 27-27 stand es also nach der vollen Spielzeit. Eine Verlängerung gab es anders als in Glasgow leider nicht. Center Matthias „Matze“ Bieniek hätte das aber sicher wieder geschaukelt, um das Dejavu perfekt zu machen.

Schreck des Wochenendes

„Da liegt einer drin“, sagte Benjamin Klever mit großen Augen als die Wanderers am Freitagabend ihr Hostelzimmer beziehen wollten. Nach dem Feueralarm in der Glasgower Herberge hielt auch die Unterkunft in Kopenhagen eine Überraschung für die Walldorfer bereit: Gleich zwei fremde Mitbewohner (und alle so: yeah!…nicht). Schlimmer war es aber wohl für die beiden Backpacker, die sich gegen 23 Uhr gerade schlafen gelegt hatten, nur um dann von einer Horde Flagfootballer überrascht zu werden, die alle fleißig anfingen ihre Betten zu beziehen. Mysteriöserweise traf man die beiden Fremden auch an den folgenden Tagen immer schlafend in ihren Betten an. Nach Abreise am Sonntagmorgen schien die Erleichterung bei einem der beiden Reisenden besonders groß. Seine kleine Party wurde nur nochmal kurz von Marian Becker gestört, der schaute, ob auch keiner etwas im Zimmer vergessen hatte.

 

 

Wieder war die Sensation zum Greifen nah. Beim Champions Bowl in Kopenhagen haben die Walldorf Wanderers um ein Haar das Topteam der Armadillos aus Allerod geschlagen. Am Ende unterlagen sie jedoch hauchdünn mit 47-48. Ein Sieg hätte die Tür zum Halbfinale weit aufgestoßen, denn das zweite Spiel der Zwischenrunde gewannen die Walldorfer souverän mit 40-26 gegen Winterthur. Bereits beim Champions Bowl 2015 hatte man die Kopenhagen Fusion und die Avedore Mammoths am Rande der Niederlage, konnte aber auch damals die Tür nicht zu machen. Am Ende bleiben für die Wanderers ein hervorragender sechster Platz und die Erkenntnis, dass man auf die europäische Spitze weiter Boden gut macht. Man hat sich im Vergleich zum vergangenen Jahr um einen Platz verbessert und bleibt bestes deutsches Team in diesem europäischen Spitzen-Wettbewerb.

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Touchdown: Klever auf Achenbach klappt auch in Dänemark

„Shoot-out“ ist das Erste, was Coach Carsten zum legendären Spiel gegen die Armadillos einfällt. „Die Offenses beider Teams waren über die gesamte Partie kaum zu stoppen“, sagt der Coach. Den ersten scharfen Schuss gab jedoch die Walldorfer Defense ab, als Julian Klitsch von seiner Safety-Position nach dem Ball hechtete und diesen auch tatsächlich abfing. Leichtfüßig wie ein Tänzer eilte er in Richtung Armadillos Endzone, die er auch mitsamt seinen Flaggen erreichte. Dieser Touchdown blieb jedoch das einzige defensive Highlight des Spiels. Die Wanderers Offense spielte mit gutem Rhythmus und verstand es, die Bälle auf alle Receiver zu verteilen. „Das war auch der Schlüssel, um mithalten zu können“, bestätigt Coach Carsten. In der Verteidigung habe man immerhin dafür gesorgt, dass sich die Dänen ihre Touchdowns erarbeiten mussten.

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Auf die 18 muss man aufpassen: Marian Becker
auf dem Weg in Richtung Endzone.

Die entscheidende Sequenz folgte erwartungsgemäß am Ende: Shoot-out-Spiele gewinnt meistens das Team, das zuletzt den Ball hat. Auch dieses Match sollte leider keine Ausnahme dieser Regel werden. Die Wanderers schafften es, mit sechs Punkten in Führung zu gehen. Erst gingen sie durch einen Touchdown vier Punkte in Front, eine dramatische Two-Point-Conversion mit Defense-Strafe und Wiederholung brachte zwei weitere Zähler. Da war noch etwas über eine Minute zu spielen. Viel Zeit für die Armadillos, die mit Clock-Control und Timeouts arbeiten konnten. Tatsächlich brachten die Dänen das Ei mit fünf verbleibenden Sekunden über die Linie. Mit dem folgenden Extrapunkt entschieden sie die Partie für sich.

Gegen die Kopenhagen Fusion war es nicht so knapp wie im Vorjahr. Vier frühe Touchdowns bremsten die Walldorfer Siegeshoffnungen schnell aus, auch wenn die Moral stimmte und in der zweiten Hälfte ein tolles Comeback den Rückstand zwischenzeitlich auf acht Punkte verkürzte. Die Cowboys aus Irland besiegte man mit 47-6, bevor es im letzten Gruppenspiel der Vorrunde gegen die London Rebels ein 55-41-Niederlage setze. Es folgte die Zwischenrunde gegen die Armadillos und die Schweizer Winterthur Red Lions. Das Platzierungsspiel gegen die Kopenhagen Barbarians ging dann mit schwindenden Kräften verloren.

„Am Ende sind wir sehr zufrieden mit dem sechsten Platz und unserer Leistung“, resümierte Coach Carsten. Das Team habe wieder gezeigt, welche Qualität in ihm steckt. „Wir hatten einige junge und neue Spieler dabei, die sich super integriert haben“, lobte der Coach. „Leider hatten wir auch wieder mit Verletzungen zu kämpfen. Juli hat sich wieder eine Verletzung am Oberschenkel zugezogen. Trotzdem haben wir uns durchgekämpft und nie aufgegeben.“ Das Niveau sei zwar nicht so hoch gewesen wie beim Champions Bowl 2015, aber mit dem späteren Turniersieger Sphinx de Pau und den Bulldogs de Saint-Cerques aus Frankreich habe man wieder zwei neue hochklassige europäische Teams kennengelernt. „Wir hoffen, dass dieses Traditionsturnier weiter so eine tolle Entwicklung nimmt und wir nächstes Jahr in Österreich zu Gast sein dürfen.“